Name: Pfarre Recht
Period: 1735 - 2013
Inventoried scope: 3,08 linear meters
Archive repository: State archives in Eupen
Heading : Catholicism
Authors: Herrebout, Els
Year of publication: 2021
Code of the inventory: 1-061
Pfarre Recht.
Die erste menschliche Besiedlung erfuhr das Ameltal in der Nähe von Recht in der Jungsteinzeit (ca. 3000-1800 v. Chr.). Es ist anzunehmen, dass steinzeitliche Menschen auch das heutige Rechter Gebiet kannten. Das Gebiet um Recht soll auch in keltischer Zeit bewohnt worden sein (I. Jhd. v. Chr.). Eine römische Besiedlung dagegen ist aufgrund von Siedlungsspuren in und um Recht relativ sicher. Eine römische Nebenstraße führte auch über den Ort. Im römischen Gebiet nördlich der Alpen formten sich die ersten dauerhaften Pfarrzentren seit dem IV. Jhd., die zum Teil den Untergang Roms überdauerten und sich strukturell an die ländlicher werdende Bevölkerung anpassten. In der fränkischen Zeit (ab dem V. Jhd.) gründeten sich vermutlich die ersten Eifler Pfarrzentren. Das Dorf Recht liegt etwa auf halber Strecke zwischen Malmedy und Sankt Vith und gehörte zur Pfarrei Amel, die zu den älteren Pfarren der Region gehört. Die erste urkundliche Erwähnung Rechts findet sich auf einem Dokument von 670. Aus diesem geht hervor, dass Recht zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zum Besitz der Abtei Stablo-Malmedy (frz. Stavelot-Malmedy) gehörte. Vermutlich war Recht dann dem fränkischen Königsland zugehörig (alternativ wird geglaubt, dass das Land dem spanischen König gehörte ). Recht stellte laut Willems die einzige Öslingspfarre (heute gewöhnlicher Name für den Eisling Kaltenbachs, auch Östling) dar, die nicht vom Kloster Malmedy vergeben wurde. Der Rechter Pfarrer war Pfarrer des Dekanates Zülpich. Als Siedlungsursprung des Dorfes gilt die mittig gelegene "Burg". Die Wehranlage scheint als Herberge und Schutzstätte für Reisende fungiert zu haben. Der Beschreibung des Gutes Wisobrona von 915 zufolge erfüllte die Burg eine Grenzfunktion, eine Eigenschaft, die auf Recht u.a. als Ort direkt an Staats- und Bistumsgrenzen bis ins XX. Jahrhundert zutraf. Die Patronin der Rechter Kirche, die hl. Aldegundis (auch Adelgundis oder Adelgund, frz. Aldegonde) lebte in der Merowingerzeit. Sie wurde zur Zeit von Dagobert I. geboren und starb 684. An der Sambre (in Nordfrankreich) gründete sie das Kloster Maubeuge und war dessen erste Äbtissin. Ihre Reliquien wurden 1161 erhoben, seitdem stieg ihre Verehrung. Man ruft Aldegundis gegen innere Krankheiten und Krebs an. Nachdem Recht nicht mehr unter fränkischer Krone stand, wurde das Gebiet mit dem Dorf um 1380 vom damaligen Ponce/Poncin von Welchenhausen an den Herzog von Luxemburg verkauft. Damit kam Recht zu dem bereits seit 110 Jahren luxemburgischen Sankt Vither Land. Von 1405 bis 1795 regierte hier das Haus Nassau-Oranien. Der Graf hatte auch das Patronatsrecht. Dieses wurde u.a. vom Herrn von Baring im Auftrag des Grafen wahrgenommen. Recht hatte bis zum Ende des ancien régime den Status einer Meierei (ländlicher Verwaltungsbezirk) und umschloss auch Ligneuville (dt. Engelsdorf) sowie Pont (dt. Brücken) links der Amel (frz. Amblève; lat. Amblava/Amblavia). Neben "Burg" sollte auch der Siedlungsplatz "Hunnert" Erwähnung finden, der u.a. 1461 in einem Dokument erwähnt wurde. Er erhebt sich im Norden des Dorfes. Während des XV. Jhds. endete die kirchliche Bindung von Ligneuville und Pont links der Amel an Recht und damit an Amel. Diese Orte verbanden sich mit dem Rektorat Bellevaux der Pfarre Malmedy. Die Amel diente von dort an als Grenzbach. Von Malmedy aus gesehen, entspricht das jenseitige Rechter Land Transamblavien, während das Malmedyer Land mit Bellevaux und Pont als Zisamblavien bezeichnet werden kann. Im Jahr 1472 nannten Kirchenakten einen "kaiserlichen Notar Wilhelm Durmair Weylverdingen alias de Sancto Vito Pfarrer in Recht". Eine Kapelle mit Rektor wurde 1496 erwähnt. In Recht befand sich also bereits im XV. Jhd. eine Kapelle mitsamt ansässigem Vikar. Im Jahr 1501 wurden 17 Haushaltungen für die Ortschaft Recht angegeben, 1531 zählte man 24 Feuerstätten. Im Jahr 1604 bestand Recht aus 60 Haushalten (davon 46 steuerfähig, der Rest waren Bettler) und war damit ein besonders großes und wirtschaftsstarkes Dorf. In einem Schreiben von 1612 wird deutlich, dass die kirchliche Rechtslage der Pfarre Recht selbst für die Amtsträger vor Ort sehr unklar und verworren war. Häretiker und Ketzer befanden sich dort nicht. Das feste Gehalt des Priesters Petrus Weisten bestand aus zehn Maltern Korn und zehn Maltern Hafer. Für die weitgehende Autonomie der Pfarre spricht, dass Begräbnisse vor Ort stattfanden und nicht mehr in der Mutterkirche Amel. 1621 hatte Recht mit Brücken und Engelsdorf (ungefähr) knapp 50 Haushalte. Den Pfarrdienst des schwer erkrankten Weisten (†1622) übernahm auf eigene Initiative dessen Freund Priester Petrus Thull (anscheinend ohne rechtliche Regelung). Der Ameler Priester Johannes Trotten wurde Pastor in Recht, allerdings nur einige Tage, danach wurde er im Zuge einer nur teilweise überlieferten Auseinandersetzung von Leonhard von Thommen (lat. Leonardus ex Thombis) abgelöst. Trotten, der anscheinend mangelhaft ausgebildet war, seufzte in einem Bericht aufgrund des seltsamen Verhaltens der Rechter Dorfbewohner, die ihn nicht anerkannten: "Es ist dort ein wirklich sonderbares Volk" (lat. Est vere gens ibidem mirabilis). Im Jahr 1638 übernahm Hubert Jeusne-Henry von Thommens Nachfolge. In dessen Zeit wurden durchschnittlich acht Kinder im Jahr getauft. Eine eigene Pfarrgründung in Recht erfolgte inoffiziell durch eine de facto-Unabhängigkeit, welche von den kirchlichen Amtsträgern nicht beanstandet wurde. Die faktische Unabhängigkeit der Tochterkirche Recht im ökonomischen Sinne ist durch zwei Belege am Ende des XVII. Jhd. nachgewiesen. Seit dem XVIII. Jahrhundert wird Recht als Pfarrei bezeichnet, obwohl eine offizielle Pfarrerhebung durch den Kölner Erzbischof nie stattfand. In dieser Hinsicht ist die Pfarre Recht in der Region einzigartig. Außergewöhnlich ist zudem, dass Recht die einzige zwischen dem Mittelalter und dem XVIII. Jhd. in der Gegend entstandene Pfarre ist. So wird berichtet, dass Rechter Pfarrer (als solche anerkannt) an Dekanatsversammlungen des Zülpicher Kapitels teilnahmen. Von 1692 bis 1733 amtierte Johannes Anselmi als Rechter Pfarrer. Als Frühmessner ist bis 1717 Josephus (Piront) a Ponte (aus Pont/Brücken) bekannt. Von 1733 bis 1742 übernahm Mathias Stephani (*1694 im Hause Pietenhausen †1743) das Amt des Pfarrers. Er blieb der einzige Rechter Priester, der in Recht Pfarrer wurde. Als Frühmessner dienten Hubert Schmitz, dann Nikolaus von Recht und später Michael a Matthia. Im Jahr 1736 war der Pfarrer von "Recht von Östling" auf einer Versammlung von Pfarrern anwesend. 1742 wurde Nikolaus Peters aus Valender Pfarrer in Recht. Seinerzeit zählte man durchschnittlich elf Taufen im Jahr. Er führte die Skapulierbruderschaft (um 1785 aufgelöst) weiter, die bereits 1742 kirchenrechtlich anerkannt war (kanonische Einrichtung). Die Mitglieder stammten aus der ganzen Region um Recht. Frühmesser waren Leonhard Kess und später Johann Michel Frassel. 1744 wird berichtet, dass Recht eine Pfarrkirche hatte, dass aber seit unvordenklichen Zeiten eine jährliche Pflichtprozession nach Amel existierte, die bei den Rechtern unbeliebt war und seit zwei Jahren nicht mehr stattfand. So verschwand die letzte kirchliche Bindung Rechts an Amel. Von 1758 bis 1781 fungierte Johann Paul Schmitz als Pfarrer. Überlieferte Frühmessner waren Hubert Schmitz, Nikolaus Kaufmann, Heinrich Margraff (zweifelhaft), Nikolaus Hansen und Heinrich Schmitz, letzterer ein Neffe des Pfarrers und späterer Nachfolger desselben. Das Bevölkerungsregister 1767-1768 zählte für die Pfarre Recht (Dekanat Zülpich) 148 Jugendliche und 293 Erwachsene. Unter den 158 Erwerbstätigen repräsentierten die 11 Steinmetze mehr als ein Drittel der Handwerker. 1787 waren es 500 Einwohner. Frühmessner bzw. Vikar war zwischen 1785 und 1795 Nikolaus Schmitz. In dieser Zeit war fast jeder zweite Tote ein Kind unter acht Jahren, was auch mit der Armut des Dorfes zusammenhängt. 1793 verstarb in Recht ein französischer Adeliger, der vor den Revolutionären geflohen war. Französische Truppen besetzten das Rechter Gebiet bereits 1792-1793 und kehrten 1794 definitiv zurück. Seit 1795 gehörte nun auch Recht offiziell zur Französischen Republik. Damit gingen für die katholische Region revolutionäre Umwälzungen bis hin zur Einstellung jeglicher geregelter religiösen Tätigkeit einher. Hilfspfarrer von Recht war in dieser bewegten Zeit bis zu seinem Tod Heinrich Schmitz (Smitz; *1733 †1814). Als Pfarrer soll dieser klassisch gebildete gebürtige Biwischer (bei Asselborn, Luxemburg) laut anderer Quelle allerdings nur von 1781 bis 1812 gedient haben, bevor er in hohem Alter in seinem Heimatort starb. Er war jedenfalls nachweislich bestens in den Sprachen Deutsch, Französisch und Latein bewandert. Der Rechter Priester Jakob (Jacques) Kohnen (Cohn, Kohn, *1766 †1818) diente um 1797 bis 1800 als Kaplan (frz. chapelain) in Recht. Nach anderer Quelle war er ab 1795 bis spätestens 1798 Vikar in Recht, 1801 war er dort wieder Kaplan. Kohnen galt als Rebell (insoumis), soll gegen den Pfarrer gearbeitet haben und bei seinen Anhängern beliebt gewesen sein. Aus der Statistik der Franzosenzeit erfahren wir, dass das Dorf Recht 1796 499 Einwohner hatte. Die Bürgermeisterei zählte 1799 insgesamt 756 Bürger. Der Pfarrer legte 1798 den "Hasseid" ab und 1799 das Treuegelöbnis auf die Verfassung. Für diesen Gehorsam an die neuen Herrscher bekam er die Verachtung von so manchem Dorfbewohner zu spüren.
Nach der Machtübernahme Napoleons entspannte sich ab Ende 1799 die Situation allmählich und nach und nach konnten viele Kirchen wieder öffnen. Mit der Verständigung von Staat und Kirche im Konkordat des 15. Juli 1801 kam es zur Neugliederung von Diözesen und Pfarreien (frz. paroisses). Ab 1802 zählte Recht zum Ourthe-Departement, welches mit dem Departement Niedermaas zum Bistum Lüttich gehörte. Recht gehörte zu den Neuzugängen, weil die Pfarre bis dahin zum Erzbistum Köln gezählt hatte. Offiziell erfolgte die "eigentliche Erhebung" zur Pfarre erst 1803, also Jahrhunderte nach der tatsächlichen Entstehung der Pfarre. Der Ort hatte den Status einer französischen Bürgermeisterei (frz. mairie). Recht (einschl. Born) war in der folgenden Zeit eine von 15 Hilfspfarreien (frz. succursales), die der Pfarrei Sankt Vith unterstanden. Diese Pfarrei umfasste den gleichnamigen politischen Kanton (frz. justice de paix). Die neue Einteilung rief vielerorts Unzufriedenheit und Kritik hervor. So kam es auch in Recht zu einem Eklat, als sich die Gemeindevertreter von Born weigerten, an der Sitzung des Gemeinderats von Recht am 26. Mai 1803 teilzunehmen. Die Borner forderten eine eigene Pfarrei und verpflichteten sich zur jährlichen Zahlung von 500 Franken für einen Hilfspfarrer. Tatsächlich wurde Born von Recht getrennt, allerdings nicht als selbstständige Hilfspfarrei. Born bekam stattdessen die Funktion einer Hilfskirche (frz. chapelle auxiliaire oder annexe) der Hilfspfarrei Amel. Im Jahr 1806 erreichte die Bürgermeisterei Recht 1113 Einwohner. Im nächsten Jahr hat die Bürgermeisterei Recht vier Lehrer, 1808 zählt man 516 Erwachsene, von denen 187 lesen und schreiben können. Wilhelm Zell (*1780) folgte Heinrich Schmitz ab seiner Ernennung am 26. Oktober 1814 bis 1820. Zell war zuvor bereits Kaplan in Recht. Er verdiente 1815 zunächst 500 Fr. in deutscher Währung, dann 131 Thlr. 7,5 Sgr., dazu kam von der Gemeinde eine Zulage von 200 Fr. bzw. 52,5 Thlr. Die Kirchengüter wurden in der französischen Zeit verkauft, sodass entsprechende Erträge nicht mehr vorhanden waren. Vicaire manuel in Recht war Hieronymus Dahner (*1786/87). Ab 1815 trug der Frühmessner auch den Titel des Schulvikars. Dahner übte diese Funktion bis 1818 aus und wurde durch Schulvikar Pauquet ersetzt, der von 1819 bis 1820 in dieser Funktion diente. Heinrich Horr war Schulvikar von 1821 bis 1831. Der Ortspfarrer war auch Lokalinspektor. In preußischer Zeit ab 1815 hatte Recht den Status einer Bürgermeisterei inne, die dem Gebiet der alten Meierei entsprach. Im Jahr 1820 übernahm Heinrich Meyer (†1832 im Alter von 44 Jahren) das Amt des Pfarrers bis 1831. Ab 1832 war Johann Michel Schmitz Rechter Pfarrer bis zu seiner Versetzung 1842. In diesem Jahr wurde Johannes Andreas Ohlenforst Pfarrer. In seine sechsjährige Amtszeit fiel die komplizierte Affäre Potschernik, der Kirchenrendant in Recht war und Schulden bei der Kirchenfabrik hatte. 1850 zählte Recht 640 Einwohner. Der Kreis Sankt Vith, zu dem Recht gehörte, wurde bereits 1921 in den Kreis Malmedy eingegliedert. Ebenso verschwand das 1818 gegründete Bistum Aachen zugunsten des Erzbistums Köln. Zur Gemeinde Recht zählten nun auch wieder die Orte Born, Pont und Ligneuville. Im Jahr 1825 zählte Recht sechs Fabrikanten, bei denen es sich um Steinhauerfamilien mit insgesamt 63 Arbeitern handelte. Der Erzbischof weilte bei einer Firmreise 1827 in Recht und Ligneuville. Im Jahr 1835 wurden Schulen in Ligneuville und Born errichtet, Recht bekam 1839 ein neues Schulhaus. Die Gemeinde Recht war 1845 Heimat von 1258 Einwohnern, von denen 654 im Dorf Recht in 169 Häusern wohnten. Aufgrund der Tatsache, dass die Kirche in Recht fast 90 Stiftungen im Kapitalbetrag von über 7400 Mark verwaltete und Kirchenkapitalien an Privatleute verlieh, bezeichnet sie der spätere Pfarrer Keufgens "fast" als "Raiffeisenkasse des Ortes". Im Revolutionsjahr 1848 fanden auch in Recht Umzüge statt, obwohl die damaligen politischen Umwälzungen im ländlichen Recht doch weit entfernt schienen. Die Pfarrstelle in Recht wurde 1848 von Mathias Wilhelm Baumgarten angetreten, aber er starb schon zwei Jahre später im Alter von 53 Jahren. Baumgarten soll die Bruderschaft Jesus-Maria-Joseph eingeführt haben. An seine Stelle trat Hermann Jansen, der 1861 schließlich verlegt wurde. Als Geburtsurkunde des Kirchenchors gilt eine Gratifikation von 1858, die dem Lehrer Jakob Simon bewilligt wurde, weil er den Kirchengesang betreute. Der nächste Rechter Pfarrer hieß Josef Knop, der schon 1864 versetzt wurde. Unter Knop wurde die Skapulierbruderschaft kanonisch neu eingesetzt. Ein kurioser Vorfall ereignete sich in dieser Zeit der Spannungen zwischen Kirche und Gemeinde: Der Bürgermeister Gennes ließ die wegen Durchzugs verschlossene Westtür der Kirche vom Polizeidiener einschlagen. Er bestand darauf, die Kirche durch diese Tür zu betreten. Im Jahr 1864 wurde Wilhelm Heinrich Real zum Pfarrer. Sein Gehalt war mit etwa 470 Thlr. das niedrigste im ganzen Dekanat, aber eine Erhöhung konnte er nicht erreichen. Für ein besseres Gehalt war der Pfarrer also auf seine Gläubigen und auf die Gemeinde angewiesen. Auf Real folgte Pfarrer Friedrich Künster. Das Deutsche Reich wurde 1871 gegründet, als die Spannungen zwischen Kirche und Staat im Kulturkampf deutlich sichtbar waren. Pfarrer Künster hatte trotz des Kulturkampfes und der damit einhergehenden Benachteiligung der Kirche ein gutes persönliches Verhältnis zum Bürgermeister und hinterließ einen guten Ruf. 1876 hatte die Gemeinde Recht 1469 Einwohner (davon 397 Grundbesitzer). Wilhelm Dechêne (*1846 in Aachen) wurde 1887 Pfarrer von Recht. Berichtet wird von seiner überaus selbstsicheren und eigenwilligen Art, sofort alles nach seinen Vorstellungen einzurichten, auch wenn er sich dadurch über die Wünsche aller anderen hinwegsetzte. Dechêne wurde 1894 versetzt, was das Pfarramt einige Monate vakant ließ. Schließlich wurde Bernhard Baum eingesetzt, der als Rechter Pfarrer schnell beliebt war. Auch er wurde 1896 versetzt und von Robert Hubert Paas ersetzt, der bis 1901 amtierte. Darauf folgte 1902 Pfarrer Josef Thory (†1950), der in seiner zehnjährigen Amtszeit entschieden gegen die Trunksucht ankämpfte. Der "Hauptlaster" von Recht, das Branntweintrinken, galt schon lange als "nicht auszurotten" . Der Düsseldorfer Kaplan Johann Gottfried Plaum wurde am 23. November 1912 als Pfarrer für Recht ernannt. Die Ernennung wurde jedoch am 10. Dezember rückgängig gemacht. Josef Thomas (*1880 †1938) wurde dann nach Recht entsandt, ab dem 17. Dezember 1912 als Pfarrverwalter und ab dem 10. April 1913 als Pfarrer. Eine Kriegsanleihe über 12900 Mark wurde im Ersten Weltkrieg vom Stiftungsvermögen ermöglicht. Nach dem Inkrafttreten des Vertrages von Versailles (10. Januar 1920) befand sich Recht im Dekanat Sankt Vith unter der Administration des belgischen Hochkommissars und Gouverneurs General Baron Baltia. Recht wurde 1920 zu einer belgischen Gemeinde. Der Bereich von Ligneuville und Pont fiel an die Gemeinde Bellevaux-Ligneuville (dt. Schönenthal-Engelsdorf) und der Ort Born wurde Teil der Rechter Gemeinde. Am 30. Juli 1921 schuf Papst Benedikt XV. das Bistum Eupen-Malmedy und trennte damit Recht erneut vom Erzbistum Köln. Der Erzbischof von Köln bedauerte den Verlust des tief religiösen Gebietes als Abtrennung von "drei der besten Dekanate" der Erzdiozöse. Der Bischof von Eupen-Malmedy war in Personalunion zugleich Bischof von Lüttich, ein eigenständig funktionierendes Bistum war Eupen-Malmedy praktisch nicht. Aus der Sicht von breiten Teilen der Bevölkerung und des katholischen Klerus in Eupen und Malmedy war der Wechsel zu Belgien unfreiwillig aufgezwungen worden. Von belgischer Seite wurde nicht nur die Bevölkerung, sondern besonders der einflussreiche Klerus als politische Bedrohung für Belgien wahrgenommen. In seinen zahlreichen Reibereien mit Staat und Kirche war gerade der Rechter Pfarrer Thomas u.a. ein entschiedener Kämpfer gegen das weniger religiöse belgische Schulwesen und wurde von Baltia als "öffentliche Gefahr" bezeichnet. Gegen Thomas wurde ein von diversen kirchlichen und vor allem politischen Interessen geprägtes und entsprechend komplexes Amtsenthebungsverfahren eingeleitet: Er wurde am 11. September 1923 suspendiert (besondere Suspension vom Amt, lat. suspensio specialisab officio). Im März 1924 wurde die Suspension vom Vatikan eigenmächtig aufgehoben. Zwischenzeitlich war der in Amel/Herresbach tätige Geistliche Franҫois Olef interimistisch als Thomas' Nachfolger vorgesehen, dieser weigerte sich jedoch aufgrund von Thomas' Anwesenheit nach Recht zu gehen (genau wie Thomas sich weigerte, das Pfarrhaus zu verlassen). Die Rechter Einwohner selbst sprachen sich für ihren alten Pfarrer aus. Am 5. Oktober 1923 wurde schließlich in des Pfarrers Abwesenheit und gegen den Willen der Bürger und des Bürgermeisters das Pfarrhaus rücksichtslos von Polizei und Militär geleert. Angeblich wurden große Teile der Einrichtung und des Inventars gezielt beschmutzt oder beschädigt, aber vieles konnte von den entrüsteten Bürgern trotz polizeilicher und bischöflicher Kirchenbann- und Todesdrohungen gerettet werden. Es gibt dazu allerdings widersprüchliche Angaben, so berichtete u.a. Thomas' Nachfolger Keufens etwa, dass die Behauptungen über die zerstörerischen Aspekte der gewaltsamen Räumung gegen das Pfarrhaus unwahr seien. Am 8. November brach Thomas mit seiner Pfarrdelegation zum Heiligen Stuhl auf, wahrscheinlich mit einem Empfehlungsschreiben des Kölner Erzbischofs "im Gepäck". Trotz seiner Anstrengungen musste Thomas letzlich sein Urteil akzeptieren, auch wenn Rom ihm seine Rechte als Pfarrer und Priester wiedergegeben hatte. Der Montzener Hubert Keufgens, der zuvor in Lüttich als Vikar wirkte, wurde sein Nachfolger. Im Vorwort der 1929 angelegten Pfarrgeschichte gibt dieser zu, dass sich Pfarrer und Pfarre nur mit "beiderseitigem Widerwillen" zusammenfanden. Thomas bekam aufgrund der Ungerechtigkeit seiner Entlassung eine finanzielle Entschädigung und übernahm am 7. Oktober 1924 die Pfarre Doveren. Er starb an den Folgen eines Hirnschlages am 04. Mai 1938 und trotz seiner offenen Ablehnung des Nationalsozialismus in Freiheit. Am 15. April 1925 ging das Bistum Eupen-Malmedy im Bistum Lüttich auf. Recht gehörte nach der von Baltia verabschiedeten Neueinteilung zu den zahlreichen Hauptpfarreien dritter Klasse (frz. cures de troisième classe) des beibehaltenen Dekanates Sankt Vith. Recht hatte damit eine Filialkirche (frz. succursale). Ludwig Olivié aus Membach (†1937 mit 50 Jahren in Membach) kam 1929 als neuer Pfarrer nach Recht. Sein Nachfolger wurde Dr. Thomas Leysen (†1947 in Pont ). Nachdem am 10. Mai 1940 die Wehrmacht einmarschierte und Hitler am 18. Mai Eupen-Malmedy zurückannektierte, wurde das Amt Recht mit 2786 Einwohnern eingerichtet (Bürgermeisterei Recht mit Pont, Engelsdorf, Born sowie Bellevaux). Die Alliierten nahmen Recht am 12. September 1944 ein. Pfarrer Leysen musste am 7. Dezember ins Krankenhaus in Löwen und wurde von Pater van de Meer vertreten, der am selben Tag in Recht eintraf. Wenig später erlebte dieser die Ardennenoffensive, die er recht gut dokumentierte (Leysen trug die Ereignisse nachträglich in die Pfarrchronik ein). Am Sylvestertag 1944 brachte die deutsche Feldgendarmerie den Evakuierungsbefehl ins kriegsgeschädigte Recht (in Richtung Born). Die meisten Bewohner Rechts wollten aber lieber niedergeschossen werden, als den lebensgefährlichen Befehl zu befolgen und den Soldaten das Dorf zu überlassen. Am 3. Januar werden die Rechter abermals erfolglos aufgefordert, das Dorf zu evakuieren. Etwa am 20. Januar waren die Kriegshandlungen in Recht beendet. Am 23. März 1945 waren die meisten Pfarrkinder noch zugegen, aber die Männer waren "entweder bei der Wehrmacht oder im Gefängnis". Am 15. Juni kehrte der Pfarrer nach sechsmonatiger Abwesenheit nach Recht zurück, konnte aber bis zum 14. August wegen seiner schlechten Gesundheit keine Messe lesen. Der Pater van Meer musste Recht aus gesundheitlichen Gründen im Juli verlassen. Zur Unterstützung des geschwächten Pfarrers Leysen kam einen Monat später Pater Firmin Peeters nach Recht. Schon vor Leysens Tod wurde Mathieu Borgerhoff (†1962) im Jahr 1946 zum Pfarrer Rechts in der Zeit des Wiederaufbaus. Bis 1965 war anschließend Henri Pimont neuer Seelsorger, bis er versetzt und von Peter Ramscheid abgelöst wurde. Dieser brachte die ersten Rechter Pfarrbriefe heraus. Adolf Moreau folgte 1967 für ein Jahrzehnt. Im Jahr 1977 übernahm Johan Peters die Pfarre Recht kurz nachdem er dort als geistlicher Betreuer eingeführt wurde. Im Jahr 1994 wurde der letzte Rechter Pfarrer, Joseph Keutgens (*1958 in Eupen), ernannt. Seit 2011 gehört die Pfarre Recht zum Pfarrverband Sankt Vith.
Geschichte des Kirchengebäudes, der Kapellen und des Pfarrhauses in Recht sowie deren Einrichtung
In einem alten Manuskript aus der Zeit der jahrhundertelangen Zugehörigkeit Rechts zur Pfarre Amel wird eine Filialkirche (Reditana ecclesia filia) Amels als erste Kirche Rechts erwähnt. Eine Kapelle wurde 1496 genannt. Im Jahr 1611 sind zwei Altäre profaniert, was wohl den unsicheren Zeiten geschuldet war. Bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg war Recht von Söldnern heimgesucht worden. Eine Monstranz wurde der Rechter Pfarrkirche vom Meier Hubert Margraff und dem Pfarrer Hubert Jeusne-Henry 1642 gestiftet. Sie trägt die Amtsbezeichnung praetor und kann als Symbol für die Eintracht weltlicher und kirchlicher Macht verstanden werden. Eine Visitation der Kirche 1744 ergab, dass Arbeiten an der Kirche erforderlich waren. In diesem Bericht wird der Kirchenchor erstmals erwähnt, neben drei Altären, von denen einer noch geweiht werden muss. Im Jahr 1753 vergrößerte man die Kirche. Es wurden im alten Chor vermutlich nur die Fenster verändert und die Kirche bekam drei neue Schiffe im Barockstil. 1770 wurde die Errichtung einer Marienkapelle am Fuße des Hunnerts geplant. Die Erhöhung des Kirchturmes wurde später (ca. 1771) vorgenommen. Zur selben Zeit wurde die erneuerte Kirche mit einem Barockaltar, einem Taufstein, einer Kommunionbank und einem Weihwasserbecken erweitert. Dabei wurde der blaue Stein aus Recht umfassend eingesetzt. Im Jahr 1784 wurde die lange geplante Marienkapelle (sog. Bruderschaftskapelle) errichtet. Ein neues Rechter Pfarrhaus wurde 1788 errichtet. Dieses ist im Wesentlichen bis heute erhalten. Eine Beschreibung der Kirche in Recht von 1822 berichtete von zwei kleinen Glocken und einem Uhrwerk im Turm. Der Kirchhof soll etwa 160 Ruthen groß gewesen sein, sein Alter ist unbekannt. Im Inneren besaß die Kirche drei Altare, die mit zwei "Riesenleuchtern" versehen sind. Die beiden kleineren Altare mit zwei Säulen werden als korinthisch beschrieben, während der Hochaltar antiker gefertigt war und vier Säulen hatte. 1822 beschädigte ein Blitzschlag den Kirchturm. Eine neue Glocke erhielt Recht 1827 für knapp 52 Thlr. Im Jahr 1831 wurden auf Hunnert sieben Fußfälle als Stiftung errichtet. Reparaturen an Pfarrhaus und Kirche verursachten 1839 Kosten in Höhe von 111 Thlr. Die Kapelle wurde 1842 für 15 Thlr. repariert. Im Jahr 1867 erhielt die Kirche eine Spende für einen neuen Innenanstrich und Reparaturen. Es wurden auch ein Kreuzweg, sechs silberne Altarleuchter und ein Muttergottesbild angeschafft. Zur gleichen Zeit veranlasste der Pfarrer die Verlegung einer Mauer und Treppe an der Nordseite des Pfarrhauses. So möchte er den in Recht ansässigen Zollbeamten Platz für Begräbnisstätten schaffen. In 1877 bekam die Kirche von der Gemeinde eine Orgel. Im darauffolgenden Jahr schlug ein Blitz in die Kirche ein. Ein Bericht von 1894 attestierte dem Pfarrhaus und der Kirche einen "sehr guten Zustande". Im selben Jahre erhielt die Kirche drei neue Glocken. Pfarrer Baum schenkte der Rechter Kirche bei seinem Tod eine Monstranz, einen Kelch und ein Leistengewand. Pfarrer Paas plante einen Kirchenneubau, der verworfen wurde. Er modernisierte die Kirche dennoch mit zahlreichen Neuerungen wie einem Hochaltar, zwei Nebenaltären, einer verlängerten Kommunionbank, einer Kanzel, einem Taufstein, einer Sakristei und zwei Fenstern. Pfarrer Thory veranlasste mehrere Reparaturen und Bauarbeiten an den kirchlichen Gebäuden und verschenkte einen alten Taufstein nach Born. Darüber hinaus sammelte er für die Vergrößerung der Kirche. Unter Pfarrer Keufgens wurde die Herz-Jesu-Kapelle errichtet, die 1970 abgerissen wurde. Im Jahr 1925 wurde die alte Kirche in Recht erneuert und vergrößert. Ein Foto zeigt Gouverneur Baltia beim symbolischen Hammerschlag bei der Grundsteinlegung. Ein anderes zeigt Handwerker bei einem Umzug, bei dem sie "gold'ne Eier" sammelten. Sie trugen den alten Kirchturmhahn, der danach wieder aufs Dach montiert wurde, durch das Dorf.
Im Krieg wurden 1942 zwei Glocken eingeschmolzen. Am Kriegsende 1944 diente der Kirchturm beim Wiedereinzug deutscher bewaffneter Verbände ab dem 18. Dezember als Beobachtungsposten. Am nächsten Tag traf eine Granate die Kirche. Am 24. Dezember 1944 wird von schweren Beschädigungen der Kirche berichtet. In der Kirche und im Pastorat waren "sämtliche Türe und Fenster [...] ausgerissen". Die Kirche diente Soldaten als Schlafplatz und später auch als Lagerstätte für die Toten. Aufgrund des Frostes war eine Bestattung nicht möglich, sodass sie bis zu zwei Wochen dort lagen. Am ersten Weihnachtstag fand die Vormittagsmesse trotz Beschädigung in der Kirche statt und die Aufzeichnungen berichten, dass ein ungarischer SS-Soldat bei der Reinigung von Chor und Hochaltar half. Die Orgel konnte er aber nicht spielen, weil sie "ganz durcheinander geschlagen" war. Die zweite Messe wurde früh abgebrochen, als u.a. die Kirche beschossen wurde und an manchen Stellen einstürzte. Am 27. Dezember wurde die Kirche mehrmals getroffen. Die seit dem 18. Dezember anwesenden SS-Truppen verließen das Pfarrhaus am 28. Dezember, seit diesem Tag fand die Messe dort notdürftig und mit kriegsbedingten Unterbrechungen statt. Am 5. Januar 1945 wurden "der kleine Turm auf dem alten Chor" und "die kleine alte Glocke" beschossen. Am 10. Januar stand die Kirche schließlich unter amerikanischem Kreuzfeuer, weil der längst abgezogene Beobachtungsposten fälschlicherweise noch immer im Turm vermutet wurde. Daher wurde die Turmspitze getroffen und jede Seite der Kirche beschädigt, dazu schneite es von allen Seiten hinein. Am 30. Januar wird berichtet, dass amerikanische Soldaten "einer Truppenabteilung, die wohl aus Verbrechern zusammengesetzt war" vieles der erhaltenen Kircheneinrichtung verbrannt oder zerstört haben. In den Tagen bis zum 14. Februar wurde die Kirche von den Männern vom Schutt befreit und von den Mädchen geputzt. Am 22. März 1945 fand die Messe wieder in der provisorisch hergerichteten Kirche statt. Nach dem Krieg wurden die Kirche und das Pfarrhaus instandgesetzt und erneuert. Eine neue Orgel wurde 1949 eingeweiht. Außerdem ließ man als Ersatz für die eingeschmolzenen Glocken neue gießen. Die Glocke "Beata Maria Virgo" war eine Stiftung von Privatpersonen. Die Glocke "Sancta Aldegundis" wurde von den Pfarrangehörigen gestiftet und 1951 geweiht. Der Bau des Pfarrheims (der späteren Turn- und Sporthalle) fand 1956 statt. In der Zeit von Pfarrer Piront baute man eine Uhr, die jede Viertelstunde schlägt, in den Turm ein. 1997 wurde nach jahrelanger Planungs- und Bauzeit eine neue Orgel eingeweiht (15 Register, 1032 Pfeifen). Die Kosten (4,5 Mio BEF) wurden durch einen Zuschuss der Gemeinde sowie Sponsoren und der Pfarre getragen. Im Jahr 2002 wurde nach vielen Jahren der Planung eine Totenkapelle fertiggestellt. Im Winter 2005-2006 bekam die Kirche einen neuen Innenanstrich sowie eine erneuerte Elektroinstallation inklusive eines neuen Beleuchtungskonzepts und neuer Beschallungsanlage. Das westliche Kirchendach wurde 2012 neu eingedeckt, der Erneuerung der anderen Dachteile war für 2017-2018 vorgesehen. Das Pfarrhaus stand ab 2012 leer und wurde umfassend renoviert. Seit 2014 wird es vermietet, zwei Räume im Eingangsbereich stehen aber noch der Pfarre zur Verfügung. Eine Reihe historischer Fotos der Kirche in Recht sind im Buch "Schieferstein und Schwarzbrot" abgedruckt.
Gemäß dem Dekret des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft über die materielle Organisation und die Funktionsweise der anerkannten Kulte vom 19. Mai 2008 obliegt der Kirchenfabrik der Erhalt und der Unterhalt der Kirchen und Kapellen ihres Zuständigkeitsbereichs sowie die Verwaltung der Güter und der Finanzmittel, deren Eigentümer sie ist oder die für sie bestimmt sind.
Der Pfarrer hingegen ist zuständig für alle seelsorglichen Belange der Gemeinde
Die Organisation der Pfarreien bzw. der Kirchenfabriken hat sich seit ihrer Einführung zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder verändert. Auf jede einzelne dieser Veränderungen soll hier nicht eingegangen werden, sie lassen sich aus den Akten nachvollziehen.
Die aktuelle Organisation der Kirchenfabriken wird geregelt durch das Dekret des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft über die materielle Organisation und die Funktionsweise der anerkannten Kulte vom 19. Mai 2008. Demnach ist der Kirchenfabrikrat mit der Verwaltung der Kirchenfabrik betraut. Der Rat besteht in der Regel aus fünf gewählten Mitgliedern sowie dem Pfarrer und dem Bürgermeister bzw. deren Stellvertretern. Der Rat trifft sich fünf Mal im Jahr.
Der Präsident vertritt den Kirchenfabrikrat nach außen, er beruft Versammlungen ein und leitet diese. Der Sekretär ist verantwortlich für das Abfassen der Beschlüsse, die Führung des Protokollbuches und er übernimmt sämtliche Eintragungen von Stiftungs- und Eigentumsurkunden sowie Pacht- und Mietverträgen in ein Hauptbuch. Zudem ist er mit der Übermittlung aller erforderlichen Unterlagen an die Behörden betraut, erstellt und aktualisiert das Inventar und ist für die Führung des Archivs verantwortlich. Präsident und Sekretär unterzeichnen zusammen Beschlüsse, Korrespondenzen und das Protokollbuch. Der Rendant schließlich ist für die Finanzverwaltung der Kirchenfabrik im Speziellen verantwortlich.
Laut Krudewigs Archivübersicht von 1909 gab es im Rechter Pfarramt zwei Dokumente von 1742 und 1755, ein Konvolut von Stiftungen, Rechnungsakten und ein Konvolut von Dokumenten des Pfarrers aus dem 17. Jhd. sowie jeweils ein Konvolut kirchenbehördlicher Urkunden und eins mit Ehe-Dispensen aus dem selben Jahrhundert. Aus dem 18. Jhd. wird lediglich ein Kapitalienregister erwähnt. Nichts von all dem ist in dem hier beschriebenen Bestand enthalten.
Am 16. April 2013 inspizierte Dr. René Rohkamp, Oberassistent im Staatsarchiv in Eupen das Archiv der Pfarre Recht. Das Archiv wurde teils auf dem Speicher des Pfarrhauses in Recht, teils im Privathaus vom Kirchenrendanten Bernard Noel (Burg 21, 4780 Recht) in der direkten Nähe der Kirche aufbewahrt. Nach einer Umverpackung wurden die Archive im April 2020 von Herrn Noel im Staatsarchiv in Eupen deponiert.
Im Juni 2021 wurden 20 Register aus dem 18. und 19. Jahrhundert an das Staatsarchiv aus Privatbesitz (anonym) abgegeben.
Der Bestand der Pfarre Recht umfasst 88 Verzeichnungseinheiten der folgenden Archivbildner:
Teil I: Archiv der Kirchenfabrik (65 Verzeichnungseinheiten).
Teil II:Archiv des Pfarrers (23 Verzeichnungseinheiten).
Die Gesamtlaufzeit des Bestandes umfasst die Zeitspanne von 1810 bis 2013. Der Schwerpunkt der Akten liegt jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert.
Teil I umfasst vorwiegend Buchhaltungsunterlagen und Rechnungsbelege. Die Archive der Pfarrer bestehen in erster Linie aus Pfarrbriefen sowie Unterlagen zum Pfarrgemeinderat.
Sprache und Schrift
Die Dokumente liegen vor in deutscher oder französischer Sprache. Einige wenige Dokumente sind auf Latein.
Die benutzten Schriften sind die Druckschrift Antiqua, sowie die Kurrent- (für Deutsch) und die lateinische Handschrift (für Deutsch, Lateinisch, Französisch).
Der vorliegende Archivbestand wurde keiner Bewertung unterzogen. Ausgesondert wurden lediglich doppelte Exemplare von Rechnungsbelegen und Pfarrbriefen.
Als Zuwachs ist in den kommenden Jahren allein das Schriftgut zu erwarten, das im Rahmen der Tätigkeit der Kirchenfabrik entsteht. Dies sind vor allem Haushalts- und Rechnungsunterlagen sowie die Protokollbücher.
Die Aufteilung des Inventars entspricht der Zuordnung der Akten zu den unter III. A Inhalt genannten Archivbildnern sowie den allgemeingültigen Regeln des belgischen Staatsarchivs für die Inventarisierung von Pfarrarchiven.
Die Nutzung des Bestandes erfolgt im Rahmen der geltenden Nutzungsbedingungen bzw. Benutzungsordnung. Einige der Verzeichnungseinheiten sind aus konservatorischen Gründen für die Benutzung gesperrt. Sie sind in der Beschreibung der Verzeichnungseinheit mit einem entsprechenden Benutzungshinweis gekennzeichnet.
Reproduktionen können im Rahmen der geltenden Bestimmungen angefertigt werden, sofern sie den Erhaltungszustand der Archivalien nicht gefährden.
Alle Akten sind in einem sehr guten Zustand.
in Ordnungsplan oder ein anderes Inventar existieren nicht. Neben dem vorliegenden Findbuch ist hier nur noch auf die Übersicht von Krudewig zu verweisen, die jedoch keine Rückschlüsse auf den heutigen Bestand dieses Archivs zulässt (siehe dazu II.C.).
Die Akten der Pfarrei Recht sind zu bestellen unter der SAM-Nummer 1-061. Recherchen in den Beständen des Generalarchivs und der Staatsarchive in den Provinzen lassen sich unter http://search.arch.be/ auch online durchführen.
Es handelt sich ausschließlich um Originaldokumente. Eine Parallelüberlieferung ist nicht bekannt.
1. MONOGRAPHIEN
BISTUM LÜTTICH, Jahrbuch der Diözese Lüttich 2016-2017, 2015.
DE KEYZER W./MINKE A./VAN DER EYCKEN M./VAN LAERE R., Richtlinien und Empfehlungen für die Behandlung des Archivgutes der Kirchenfabrik und anderer Pfarreinrichtungen, Brüssel, 1997.
HERREBOUT E., Quellen zur Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft in ausländischen Archiven, Bd. II: Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Brüssel, 1993.
DIES., Quellen zur Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft in ausländischen Archiven, Bd. IV: Staatsarchiv Luxemburg/Archives Nationales de Luxembourg, Brüssel, 1993.
DIES., Quellen zur Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft in ausländischen Archiven, Bd. V: Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Brüssel, 1994.
DIES., Quellen zur Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft in ausländischen Archiven, Bd. VII: Domarchiv Aachen, Brüssel, 1994.
JOUSTEN Wilfried, Ein Priester kämpft in Rom um sein Recht. Der Amtsverlust von Pfarrer Josef Thomas im Bistum Eupen-Malmedy, Sankt Vith, 2017.
KARTHEUSER Bruno, ANDERE AUTOREN, Schieferstein und Schwarzbrot. Eine historische Dokumentation des Dorfes RECHT, Heinerscheid, 2014.
KRUDEWIG J., Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rheinprovinz, Bd. 3 (Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. Insbesondere die alte Erzdiözese Köln; Beiheft IX), Köln, 1909.
MARGRÈVE Hubert, Pfarren des Erzbistums Köln unter Luxemburger Landeshoheit. Bevölkerungsregister aus 1767/68 und 1787, in: Zwischen Venn und Schneifel, Juli 1985.
MINKE A., Die Pfarrstrukturen in den Dekanaten Büllingen, Malmedy und Sankt Vith. Eine geschichtliche Betrachtung mit besonderer Berücksichtigung der französischen Zeit (1794-1814) (ZVS-Schriftenreihe; Bd. 18), Sankt Vith, 2003.
REINERS H./NEU H., Die Kunstdenkmäler von Eupen-Malmedy, Düsseldorf, 1935.
ROHRKAMP R., Quellen zur Geschichte der deutschsprachigen Belgier in den belgischen Staatsarchiven (1919-1973), Brüssel, 2013.
2. AUFSÄTZE UND ARTIKEL
GOMMES Karl, Aus der Fotokiste, In: Zwischen Venn und Schneifel, Sankt Vith, November 1983.
KARTHEUSER Bruno, Das Rechter Pfarrhaus. Chronogramme aus dem Jahr 1788, in: Zwischen Venn und Schneifel, Sankt Vith, Dezember 1988.
MINKE Alfred, Quellen zur Geschichte der Eifeler Pfarreien und Priester in französischer Zeit (1794-1800), in: Zwischen Venn und Schneifel, Sankt Vith, November 1998.
Vgl. WILLEMS Dr. Bernhard, Geschichte des Sankt Vither Landes, in: Zwischen Venn und Schneifel, Sankt Vith, Mai 1969, S. 61.
Die Erschließung des Bestandes wurde im Rahmen eines Praktikums im Juli und August 2020 von Théo Bolle unter der wissenschaftlichen Leitung von Els Herrebout durchgeführt. Dabei wurde der Bestand entmetallisiert, geordnet, inventarisiert und verpackt. Grundlage für die Erschließung waren die auf der Grundlage von ISAD-G erstellten Richtlinien für den Inhalt und die Formatierung von Archivinventaren (Richtlijnen voor de inhoud en vormgeving van een archiefinventaris/Directives relatives au contenu et à la forme d'un inventaire d'archives) des Generalstaatsarchivs und der Staatsarchive in den Provinzen von August 2012. Théo Bolle erstellte auch die historische Einleitung zu dem Bestand. In Oktober 2021 arbeitete Els Herrebout den Nachtrag ein und erstellte die Endfassung des Inventars.
93 | Chronik der Pfarre Recht. O.D | ||||||||
Heft mit teilweise lose Protokollberichte. | 102 | Protokollbuch des Kirchenrates. 1822-1850. | 1 Heft | ||||||
62 /1 | Sitzungsbuch des Kirchenfabrikrats. 1850-1976. | 1 Register | |||||||
96 /1 | Protokollbuch zu den Verhandlungen der Kirchengemeinde-Vertretung zu Recht. 1876-1916. | 1 Band | |||||||
63 /1 | Zusammensetzung des Kirchenfabrikrats. 1951-1989. | 1 Bündel | |||||||
66 | Verschiedene Korrespondenz. 1964-1980. | 1 Bündel | |||||||
55 | Gezeichneter Entwurf für die Kirchenerweiterung. 1911. | 1 Rolle |